Wut gegen IOC-Entscheidung wächst

Der Ringkampfsport erhält Unterstützung, Politik stellt sich weltweit hinter die Traditionssportart / IOC immer mehr unter Druck

Deutschland – Der 8-jährige Julius Kunstmann will Ringer werden, einige kleine Erfolge hat der kleine Mattenfuchs des KSV Pausa, aus dem Vogtland bereits. Doch am Mittwoch rief Julius beim Vorsitzenden des KSV Pausa, Ulrich Leithold an; „… darf ich nicht mehr zu Olympia ? Ich wollte doch Olympiasieger werden“ ! Ulrich Leithold konnte nicht antworten, Tränen schnürten dem Vereinschef die Kehle zu.

So dürfte es vielen jungen Talenten, Trainern, Funktionären, Partnern und Fans des Ringkampfsportes in den letzten Tagen gegangen sein, doch der Bestürzung wich jedoch inzwischen Kampfgeist, eine Tugend, die besonders im Ringen gefördert wird und den die IOC-Exekutive mit Sicherheit in dieser Größenordnung nicht erwartet hat. „Jetzt heißt es kämpfen, es geht um unsere Sportart“, hat auch Ulrich Leithold seine Tränen inzwischen abgewischt und überlegt, wie man dazu beitragen kann, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Die Unterschriften seiner 170 Vereinsmitglieder unter dem Protestschreiben des Deutschen Ringer- Bundes an den IOC-Vizepräsidenten Dr. Thomas Bach, ist dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Dabei ist der KSV Pausa nur ein kleiner Verein, der Deutsche Ringer- Bund nur ein kleiner Verband unter den großen Ringernationen der Welt. Und diese Länder sind inzwischen aufgestanden, durch die USA rollt eine Lawine, 100.000 Unterschriften werden benötigt um Präsident Obama gegen die IOC-Entscheidung kämpfen zu lassen – und die hat man nach Angaben der US-Ringer bald zusammen, Politiker aus Russland, Aserbaidschan und der Türkei haben sich längst auf die Seite ihrer Ringerverbände geschlagen. In der Türkei hat man gar keine Lust auf eine Olympiabewerbung für Istanbul 2020, denn Olympische Spiele ohne Ringen kann man sich in der Wiege des Ringkampfsportes gar nicht vorstellen. Und darüber hinaus; Sport vereint, denn selbst die USA und der Iran ziehen dabei am gleichen Strang.

Das IOC schwer unter Beschuss, die Exekutive beim genauen Hinsehen gar nicht so neutral wenn mit Juan Antonio Samaranch (Sohn des früheren IOC-Präsidenten) der Vizepräsident des Weltverbandes für Modernen Fünfkampf, ‚seine‘ Sportart wieder ins olympische Programm bugsiert und die Traditionssportart Ringen heraus kickt. Und wie hätten die beiden Fechter Claudia Bokel und Thomas Bach wohl entschieden, wenn statt Ringen das Fechten in den Fokus ihrer eigenen Exekutive gerutscht wäre ?

Die Entscheidung hat weltweit nicht nur Wut und Entrüstung ausgelöst, sondern auch die IOC-Exekutive selbst in Frage gestellt. Wer darf entscheiden, welche Sportarten bei Olympia mitstarten dürfen – und wer nicht ? Kommerz regiert fraglos, TV-Sender entscheiden mit, schließlich sind sie es, die Milliarden an Übertragungsrechte zahlen. Der Sport bleibt auf der Strecke. Der stellvertretende russische Regierungschef Dimitrij Rogosin forderte laut süddeutsche Zeitung, die Damen und Herren der IOC-Exekutive einem Doping-Test zu unterziehen, der Präsident des griechischen Ringer- Verbandes dagegen hatte die Idee, die Olympischen Spiele in ‚Buissnes Games‘ umzubenennen. Zitate die zum Schmunzeln anregen, aber den Ringkampfsport nicht wieder zurück ins olympische Programm bringen.

Kein Wunder, dass IOC-Chef Jaques Rogge zurückrudert und darauf verweist, dass die Entscheidung keineswegs endgültig ist. Darauf hoffen auch die deutschen Ringer, die obendrein der Meinung sind, dass hier völlig falsch entschieden wurde. „Die vorgebrachten Gründe sind nicht relevant, wer in London dabei war, wird mir Recht geben, es waren starke Kämpfe auf der Matte und eine Super-Party auf den Rängen, nur schade, dass man davon in unserem Fernsehen nicht mehr gezeigt hat“, so der damalige Bundestrainer- und heutige Sportdirektor Jannis Zamanduridis traurig, das der Ringkampf erst jetzt eine solche Unterstützung der Medien erfährt, wo eine Entscheidung von ungeahnter Tragweite beschlossen werden sollte.

Um bei der Süddeutschen zu bleiben, die dem kleinen Julius Kunstmann aus Pausa – und den 10.000 weiteren Ringertalenten in ihrer Headline zuruft: „Trainiert weiter !“. Den Trainern, Funktionären, den Partnern des Ringkampfsportes und den Fans muss man dabei wohl nicht erst sagen: „Kämpft weiter !“, denn das machen sie – kämpfen haben die ja alle von der Pike auf gelernt.

Jörg Richter

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