Vorpommerns Ringer sind die Besten im Norden

Jonathan Matzky (HAC Stralsund, rot) ließ seinem Gegner Magomed-Emin Elsnukaev (SAV Torgelow, blau) bei der Norddeutschen Meisterschaft keine Chance

Der HAC Stralsund ist bester Ringerverein bei den Titelkämpfen in Demmin. Greifswald ist bei den Männern stark. Ein Grimmener feierte trotz Niederlagen einen ganz persönlichen Erfolg.

Leon Borchert feierte bei der Norddeutschen Meisterschaft seinen größten Erfolg, Jonathan Matzky eine weitere Goldmedaille und Geworg Ibashyan eine am Ende gelungene Vorbereitung für seinen Traum vom nationalen Titel. Die Ringer aus Vorpommern waren drei von mehr als 200 Athleten in Demmin, wo es mitunter bis zur letzten Sekunde heiß umkämpft zuging.

So ein Duell lieferte sich Leon Borchert gleich zu Beginn. Der 15-Jährige von Athletic Energy Grimmen war drauf und dran, den ersten Sieg seiner noch jungen Ringerkarriere einzufahren, führte kurz vor Schluss nach Punkten. „Dann wollte ich zu viel“, erzählt Borchert, der noch eine Wertung gegen sich einstecken musste und mit 7:8 verlor. Dennoch: Sein bestes Ergebnis, seit er vor rund drei Jahren der Ringerschule von Mathias Schuck beitrat. „Ich bin über mich herausgewachsen“, erzählt Borchert stolz, der erstmals in der Gewichtsklasse bis 71 Kilogramm antrat. Auch wenn sein zweiter Kampf klar verloren ging – der Grimmener hat jetzt so richtig Blut geleckt: „Ich will in diesem Jahr weiter punkten und meinen ersten Kampf gewinnen.“ Ein ähnliches Motto haben auch seine vier Teamkollegen, die in Demmin starteten.

Wie sich Siege anfühlen, weiß Geworg Ibashyan längst. Der Greifswalder steht seit zwölf Jahren auf der Matte. Bei den nächsten deutschen Juniorenmeisterschaften möchte er dieses Siegergefühl wieder spüren. „Dort will ich Gold“, sagt der 18-Jährige. Bei den Männern in Demmin musste sich das 130-Kilo-Paket aber erst einmal mit zwei Niederlagen anfreunden. Gegen Nationalmannschaftsringer Christian John (Eisenhüttenstadt) und Vereinskollege Karl Marlbach war Ibash­yan jeweils technisch unterlegen. Mit zwei Siegen im Anschluss sicherte er sich aber noch die Bronzemedaille.

„Das war das Minimalziel. Aber bei den Männern zu ringen, ist schon etwas anderes. Die packen kräftig zu“, hat Ibashyan hautnah erfahren. Der Athlet vom Greifswalder RV, der die Vereinswertung der Erwachsenen gewann, will jetzt tägliches Training, die mitteldeutsche Meisterschaft und ein Turnier in Tschechien nutzen, um sich in Topform für die nationalen Titelkämpfe zu bringen.

In guter Form zeigten sich bereits die Talente des HAC Stralsund. Die Schützlinge von Tom Linke sowie die an den Sportschulen in Frankfurt/Oder und Luckenwalde trainierenden Hanseaten wurden ihren Favoritenrollen (fast) immer gerecht. Das belegen neun Medaillen, davon sechs goldene, die die zehn HAC-Athleten sammelten und damit die Gesamtvereinswertung für ihren Klub gewannen.

Einer der Unbesiegten war Jonathan Matzky, der nicht nur sein Ziel („natürlich gewinnen“) erreichte, sondern auch auf dem Trainerstuhl aushalf, wenn mehrere Teamkollegen gleichzeitig auf den Matten standen. „Man guckt, was der Kumpel besser machen kann. Und wenn er mich während des Kampfes hört, setzt er es auch um“, sagt der 12-Jährige mit einem Lächeln.

Matzky selbst musste bei seinen sportlichen Anfängen auf der Ringermatte von Trainer und Teamkollegen gebremst werden. Sein Markenzeichen: ungezügelt in den Zweikampf stürzen. „Früher hieß es: mehr drauflos als mit Verstand kämpfen. Das ist jetzt umgekehrt. Ich kämpfe mit mehr Taktik“, erzählt Matzky. In Demmin war das von Erfolg gekrönt. Wie der Greifswalder Geworg Ibashyan schielt auch der Stralsunder Matzky schon auf die deutschen Titelkämpfe. Dort will er in die Top Sechs.

Die Meisterschaft in Demmin startete mit einer Schweigeminute für die Leidtragenden des Russland-Krieges gegen die Ukraine. Den insgesamt 350 Kämpfen bescheinigte Uwe Bremer, Präsident des Ringerverbandes MV und Trainer beim SAV Torgelow, ein sehr gutes Niveau. Die Vielzahl an Kämpfern zwangen den gastgebenden Demminer RV zur Improvisation. Die Stralsunder und Torgelower mussten zusätzliche Matten mit in die Hansestadt bringen. Laut Bremer war es das erste Turnier in MV, bei dem fünf Kämpfe gleichzeitig ausgetragen wurden.

 

geschrieben von Horst Schreiber, erschienen in der Ostsee-Zeitung am 1.3.2022

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